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Nelly Reinle-Carayon: Madame Rohköstlich & Rohvolution

Nelly Reinle-Carayon

ist vielen ja schon lange ein Begriff. Seit 10 Jahren beschäftigt sie sich mit Rohkost, 2008 kam ihr erstes Buch mit 50 Rezepten heraus, 2010 folgte das zweite, mit Rezepten aus ihrer Heimat Frankreich.

Sie betreibt ein Rohkostcafé, gibt Workshops und veranstaltet Deutschlands erfolgreichste Rohkost-Messe.
Wir freuen uns dass sie bei so viel Action auch noch Zeit hatte, sich den Rohtopia Fragen zu stellen 🙂

  • Hallo schön dass Du da bist und danke dass ich Dich ausfragen darf möchtest Du Dich zuallererst einmal vorstellen, wer bist du, was tust Du? 

Ich heiße Nelly Reinle-Carayon, komme aus Frankreich und lebe seit fast 30 Jahren in Deutschland. Ich werde dieses Jahr 50. Ich wohne in Rheinland-Pfalz in der Nähe von Speyer, wo mein Mann und ich die Firma RohKöstlich Messe & Verlag GmbH gegründet haben. Diese Firma besteht aus vier Säulen: ein BistRoh®, wo wir von Dienstag bis Freitag Rohkostgerichte, Smoothies, Kuchen, Kokosnüsse anbieten, ein Rohkost-Shop, das das gleiche Angebot, wie unser Online-Shop hat, eine Schule für Rohkost, die kulinaRoh®, in der wir Zubereitungskurse, Schulungen, Ausbildungen in Sachen Rohkost anbieten und wir sind Veranstalter der internationalen Vitalkostmesse Rohvolution®, die vier mal im Jahr in Deutschland statt findet. Im Februar 2013 kam noch eine Ferienwohnung dazu, die wir für unsere Referenten, Kursteilnehmer und Feriengäste anbieten, auf Anfrage natürlich auch mit rohköstlichem Frühstück.

  • Wie hast Du Deinen heutigen Tag begonnen?

Mit Wasser. Das erste, was ich morgens nach dem Aufstehen zu mir nehme, ist Wasser. Ich habe heute Morgen einen Chia-Pudding gegessen, was nicht so oft vorkommt. Ich esse normalerweise morgens bis 10.00 Uhr kaum etwas, danach meistens Obst. Danach fängt gleich die Arbeit an.

  • Wann bist Du das erste Mal auf Rohkost aufmerksam geworden und wie hast Du dann damit angefangen? 

Ich bin Ende 2003 auf die Rohkost zugestoßen, als ich mich über Abnehmformen im Internet informieren wollte. Nachdem ich viel darüber gelesen hatte und meine ersten Rohkost-Bücher im Internet bestellt hatte, habe ich meine Ernährung von heute auf morgen umgestellt. Ich möchte diese Art der Umstellung nicht unbedingt empfehlen, aber für mich war es damals die beste Lösung: alles oder nichts.

  • Was ist Deiner Meinung nach einer der klassischen Fehler bei Rohkostanfängern und was für Tipps hast Du für einen Neuling?

Nicht literweise Smoothies trinken, wenn man sie nicht mag, nur weil überall gesagt wird, dass es das A und O ist. Nicht gleich alles über Bord werfen, sondern langsam anfangen, nach und nach neue Gewohnheiten in seinem Ernährungsplan zu integrieren. Sich an neuen Sachen herantrauen, Neues entdecken. Und vor Allem nicht versuchen, jeden in seiner Umgebung, der es hören will oder nicht, seine neue Ernährungsweise aufzudrängen.

  • Was hast Du immer im Vorratsschrank oder Kühlschrank?

Ich muss zu Hause immer rote Paprika, Feldsalat, Cashewkerne, getrocknete Tomaten, Bananen, Ingwer, Mandeln und Nori-Blätter haben. Damit kann man schnell ein Heißhunger befriedigen oder ein einfaches schnelles Gericht herzaubern.

  • Was hältst Du von Fasten?

Ich habe festgestellt, dass Wasser-Fasten nichts für mich ist. Ich halte es nicht lange aus und werde ungemütlich. Saft-Fasten kann aber Wunder wirken und wenn ich es länger als 3 Tage durchhalte, fühle ich mich wie neu geboren.

  • Nimmst Du irgendwelche Nahrungsergänzungsmittel oder sogenannte Superfoods zu dir? 

Nahrungsergänzungsmittel sind kein fester Bestandteil meiner Ernährung. Ich mache ab und zu eine kurze Kur z.B. mit Spirulina oder Maca. Aber ich habe kein großes Bedürfnis, diese Produkte zu mir zu nehmen. Wenn man Goji-Beeren oder Hanf als Superfood sieht, dann ja, ich verwende Hanfsamen oft in meinen Salaten und Goji-Beeren bringen Farbe und Vitamine in meinen Dessert oder Smoothies.

  • Was hältst Du von Kakao? 

Kakao ist ein umstrittenes Thema. Ich bin überzeugt, dass es süchtig machen und sogar zu Schlaflosigkeit oder Migräne führen kann. Allerdings hat es auch gute Eigenschaften. Auch hier gilt: in Maßen kann es nicht schaden. Man kann zum Beispiel Kakao mit Carob mischen, um die Wirkung des Kakaos etwas abzuschwächen. Ich würde aber Kleinkinder auf keinen Fall Kakao geben.

Ich habe ab und an Lust auf Kakao, dann mache ich mir einen Kakao-Cashewmilch oder einen Chia-Pudding aber ich esse Kakao nicht zu oft. Mir ist lieber ab und an eine frische Kakaoschote. Da muss ich aber auch aufpassen, weil ich nach ein paar frischen Kakao-Bohnen teilweise Herzrasen bekomme.

  • Wenn Du schon mal 100% roh warst oder bist, was ist Deine Erfahrung beim Vergleich 100% roh vs nicht 100%?

Als ich Anfang 2004 meine Ernährung umgestellt habe, war es, wie gesagt, alles oder nichts. Ich habe mich monatelang nur von Rohkost ernährt (ich verwende nicht gerne Prozentzahl, da es schwierig ist, es überhaupt einzuschätzen). Ich habe mich so wunderbar gefühlt, voller Energie, gut gelaunt und gleichzeitig ausgeglichen und in meiner Mitte. Es gab danach Phasen, wo ich kaum mehr Rohkost gegessen habe. Da konnte ich mich nicht leiden. Je mehr ich wieder Rohkost in meinem Speiseplan eingeführt habe, desto wohler fühlte ich mich. Ich habe jetzt für mich einen Weg gefunden und lebe ohne Dogma, mal mehr mal weniger rohköstlich, aber der Anteil an Rohkost bleibt trotzdem sehr groß. Dann gibt es wieder lange Phasen, in denen ich nur Rohkost esse.

  • Hast Du irgendwelche Zahnprobleme (durch Rohkost)?

Zahnprobleme hatte ich nie.

  • Auf Deiner Seite www.rohkoestlich.com gibt es lauter tolle Dinge. Was bedeutet der Name Deiner Seite und was oder wer hat Dich inspiriert, diese Seite zu kreieren? 

Es bedeutet ganz einfach, dass „roh“ köstlich ist 🙂 . So viele Menschen können nichts mit Rohkost anfangen. Sie stellen sich gleich eine langweilige Ernährungsform vor, die nur für und von Freaks gemacht wird. Wir zeigen mit unseren ansprechenden Bilder, unsere Ideen, unsere Kurse, dass die Rohkost viel mehr als das ist und dass ganz normale Menschen dahinter stecken.

  • Wer oder was beeinflusst Dich sonst am stärksten? 

Das Wort „beeinflussen“ hat für mich einen negativen Touch. Ich werde jeden Tag inspiriert von Worte, Geste, Ideen, Bilder, Stimmungen, Menschen aller Couleur.

  • Was ist Deine Empfehlung für Rohkost im Winter?

Wichtig ist, die Gemüse- und Fruchtsorten zu nutzen, de gerade im Winter Saison haben. Eine einzige Ausnahme, die ich mache sind Zitrusfrüchte (sie gehören zu der Sorten Früchte, die Kälte dem Körper zufügen… aber sie schmecken, gerade im Winter, so lecker). Außerdem benutze ich viele Gewürze, allen voran Ingwer und Chili, die den Körper aufheizen. Auch können die Speisen im Dehydrator oder in einem Wasserbad leicht erwärmt werden.

  • Du hast ja auch Bücher geschrieben, worum geht es in Deinem neuesten?

Ich habe 2 Rezeptbücher geschrieben: „RohKöstlich“ und „RohKöstlich… aus Frankreich“. Das erste Buch „RohKöstlich“ hat 2008 beim Gourmand World Cookbook Award die Goldmedaille in Deutschland und die Silbermedaille weltweit für das beste Kochbuch-Design gewonnen. Darüber bin ich sehr stolz, zumal es mein erstes Buch überhaupt war. Das Buch ist nach der zweiten Auflage im Moment nur als E-Book lieferbar. Das Buch „RohKöstlich … aus Frankreich“ ist eine Hommage an meine Heimat, in der Rohkost eine immer größer werden Bedeutung annimmt. Ich habe teilweise die Rezepte selber entwickelt, teilweise gekochte Rezepte in rohköstliche „umgewandelt“.

  • Wie fallen Dir all diese tollen Rezepte ein? Magst Du eines Deiner Lieblingsrezepte mit uns teilen? 

Die Rezepte fallen mir oft sehr spontan ein, indem ich ausprobiere, kreiere und experimentiere. Mein Lieblingsrezept ist mein „indisches Kokoscurry“ aus meinem Buch „RohKöstlich“. (auch erhältlich in der gemeinnützigen 100% RAW LOVE Rezeptesammlung).

  • Trinkst Du lieber Säfte oder Smoothies und hast Du da auch ein Lieblingsrezept? 

Ich trinke gerne Säfte aber solche, die nicht zu viele Zutaten enthalten. Sonst bekomme ich gleich leichte Übelkeit. Ich trinke gerne O-Saft, Karotte/Apfel/Ingwer, Gurkensaft, Karotte/Fenchel/Ingwer.

Meine Lieblingssmoothies sind meistens mit Spinat oder Feldsalat. Dazu kommen abwechselnd Minze, Banane, Äpfel, Zitrone oder Orangen und Ingwer rein. Je nach Saison, je nach Gusto.

  • Workshops machst Du aber auch, wie läuft so etwas denn so ab/was gibt es denn da alles? 

Ich gebe Zubereitungskurse oder Seminare. Die Schüler lernen z.B. in vier bis fünf Stunden ein ganzes Menü zu zubereiten oder lernen am Wochenende über Theorie und Praxis der Rohkost. Zudem bieten wir im Sommer eine Ausbildung zum Fachberater für Rohkosternährung an.

  • Und Du hast Dir das alles selbst beigebracht oder warst Du wo zur Ausbildung, zb Tree Of Life, Matthew Kenney, Institute for integrative nutrition etc

Meine Ausbildung habe ich bei Alissa Cohen gemacht. Die Erfahrung hat mich dann dazu geführt, meine eigenen Kurse zu entwickeln und zu veranstalten.

  • Ausserdem betreibst Du www.rohvolution.de, wie ist es dazu gekommen und was spielt sich auf so einer Rohvolution ab? 

2007 bot ich Kurse an mit dem Namen Rohvolution. Eines Tages besuchte mich Norbert Wilms auf seinem Weg zu einem Wildkräuterseminar. Wir hatten uns über einen Social Media Netzwerk kennen gelernt. Ich erzählte von meinen Kursen, dass die Rohkostbewegung in Deutschland noch keine große Bedeutung hat etc.

Ein Tag später rief er an und erzählte mir von seiner Idee: lass uns doch die Rohkost verbreiten und eine Messe veranstalten. Es war im August 2007. Die erste Messe war mit 13 Aussteller und 210 Besucher der Anfang.

Inzwischen ist Norbert nicht mehr im Team. Die Messe hat sich zu dem entwickelt, was sie heute ist: Eine einzigartige Messe, als Treffpunkt für Menschen aus aller Welt, die sich für diese besondere Ernährungsweise informieren möchten. Außer den Messestände gibt es noch Vorträge und Workshops.

  • Wo findet die Rohvolution statt und wann ist die nächste ?

Die Messe findet in Berlin, Freiburg i.B., Speyer und Mülheim a.d.R. statt. Die nächsten Termine findest Du hier.

  • Nenne uns doch ein Detail über Dich, das die meisten Leute nicht wissen.

Ich bin ein Sturkopf 🙂 , sonst bin ich fast gläsern.

  • Machst Du eigentlich auch Sport und wie wichtig findest Du Bewegung/Sport?

Ich finde Sport sehr wichtig für ein ausgeglichenes Leben. Ich habe früher sehr viel Sport gemacht, u.a. Eiskunstlauf, Aikido und Capoeira, alles immer sehr intensiv. Ich ärgere mich im Moment selber über mich, dass mir meine Beschäftigung und alle meine Projekte keine Zeit für Sport lassen und ich bin abends meistens so KO, dass ich mich nicht aufraffen kann. Ich weiß, dass es nur Ausreden sind aber ich finde im Moment einfach nicht die Kraft dazu. Ich hoffe, dass es mir leichter fällt, wenn die Tage länger hell bleiben und ich spät noch in die Natur kann.

  • Was findest Du, ist ausser Ernährung noch besonders wichtig für optimale Gesundheit?

Bewegung/Sport (was ich leider im Moment total vernachlässige), Harmonie, Liebe und Dankbarkeit.

  • Hast Du eine spirituelle Verbindung zu Nahrung? 

Nein, nicht unbedingt. Ich glaube, wir sollen aufpassen, dass das Thema Ernährung nicht überhand nimmt. Es gibt auch andere Bereiche im Leben, die genauso wenn nicht wichtiger sind als Ernährung.

  • In welche Richtung geht die Rohkostbewegung Deiner Meinung nach? 

Immer mehr Menschen begeistern sich dafür und das ist meines Erachtens eine ganz wichtige Entwicklung. Was mir teilweise dabei nicht gefällt ist, dass manche denken, dass diese Ernährungsweise das Non-Plus-Ultra ist oder dass es sie zu besseren Menschen macht. Dogmatismus ist keine Lösung.

  • Was sind Deine aktuellen Projekte und Pläne? 

Im Moment möchte ich unser BistRoh® und unsere Rohkost-Schule in Speyer nach vorne bringen. Es ist keine leichte Aufgabe, die im Moment meine ganze Kraft in Anspruch nimmt. Es geht um so viele Details und Vorarbeit, Vorbereitungen, Unterlagen schreiben, Rezepte entwickeln etc.

  • Willst Du noch irgendwas sagen? 

Ich möchte, dass die Menschen nicht so verbissen sind und den „anderen“ leben lassen, wie er/sie für richtig hält (dies gilt in jedem Bereich). Es wird in dieser Welt viel zu oft den Finger gehoben oder mit dem Finger gezeigt.

🙂 Vielen herzlichen Dank für Deine Zeit liebe Nelly!

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